Im Jahr 2020 war das Wetter für die Jubiläumsfeierlichkeiten zu unsicher. Ein Jahr später zeigte sich der Himmel über dem Grassenbiwak von seiner schönsten Seite. Initianten, Erbauer und eine bunte SAC-Gästeschar feierten am 21. August gemeinsam 50 (+ 1 Jahr) Biwak am Grassen.
Es ist das Verdienst von wenigen Bergfreunden, die vor mehr als 50 Jahren die Idee hatten, zwischen Titlis und Grassen oberhalb des Wendenjochs eine Unterkunft zu erstellen. Der junge Ueli Blatter trieb die Idee mit Kameraden aus den Engelberger «Rover» voran, nicht zuletzt geprägt von einer unfreiwilligen Übernachtung auf dem Seeligrat, wie sein Bruder Ruedi Blatter (Erbauer) anlässlich der Feierlichkeiten ausführte.
Die frühere Präsidentin, Bea Odermatt, initiierte die Jubiläumsfeier schon vor mehr als zwei Jahren. Die Protagonisten aus der Planungs- und Bauzeit durften an der Feier nicht fehlen. Weil der Weg von der Herrenrüti hinauf zum Grassenbiwak für sie zu beschwerlich geworden ist, konnten sie für einmal mit dem Helikopter an die alte Wirkungsstätte reisen. Bea stieg mit einigen Bergkameraden bereits am Freitag zum Biwak auf; am Jubiläumstag machten sich zwei weitere Gruppen von der Herrenrüti auf den Weg zum Biwak. Von Gadmen her kamen Richard (El Ritschi) und Michael Blatter, zwei Söhne von Ueli Blatter, hinauf zum Biwak.
So konnte Thomas Wallimann vor dem Mittag eine stattliche Gästeschar vor dem Biwak zu einer Besinnung begrüssen. Bruno Menia (Erbauer) eröffnete den besinnlichen Teil der Jubiläumsfeier mit seinem Alphorn. Thomas Wallimann nahm eine Bibelstelle mit Bergen und Hütten als roten Faden in seine Besinnung auf. Schon vor mehr als 2000 Jahren schätzten die Menschen die Schönheit der Berge, mussten aber auch die Gefahren respektieren. Hütten, wie das Biwak am Grassen, beschützen Menschen in den Bergen vor Unwettern, bei Kälte und Schnee. Gody Amstutz (Erbauer) erwähnte die wichtigsten Meilensteine aus der Bauzeit und erinnerte an die aufwändigen Arbeiten. Thomas Wallimann drückte im Gebet die Dankbarkeit der heutigen Generation gegenüber den Pionieren des Biwaks aus. Persönliche, von Demut geprägte Eindrücke der Gäste flossen ins Gebet ein. Platz hatten in der Besinnung auch fröhliche Noten – vorgetragen bzw. vorgesungen und vorgespielt von EL Ritschi in seiner unverkennbar mitreissenden Art. Den würdevollen Abschluss machten Bruno Menia und El Ritschi gemeinsam mit dem Grassenlied.
Intensiv wurden Erinnerungen ausgetauscht. So erzählte beispielsweise Irene Blatter, die Frau des verstorbenen Initianten Ueli Blatter, wie sie als junge Mutter mit auf die Baustelle ging. Sie bekochte die Männer und stieg mit ihnen jeden Morgen von der Sustlihütte auf zur Baustelle und am Abend wieder zurück in die Sustlihütte. Auch an der Jubliläumsfeier war es eine Frau, die für den kulinarischen Teil sorgte: Initiantin Bea Odermatt war dafür besorgt, dass alle Gäste mit «Ghackets und Hörnli» den Weg nach Hause gestärkt unter die Füsse nehmen konnten.
Die SAC Sektion Engelberg bedankt sich ganz herzlich bei den Initianten, Erbauerinnen und Erbauern des Grassenbiwaks für ihre Weitsicht und ihr beindruckendes Engagement. Ein grosses Danke hat auch Biwakchef Peter Hurschler verdient. Er ist erst der zweite Biwakverantwortliche in der 50jährigen Geschichte. Er sorgt seit mehr als 25 Jahren dafür, dass das Biwak unterhalten und der Weinkeller stets gut gefüllt ist. Ein riesiges Dankeschön geht an Bea Odermatt, die mit Herzblut und beeindruckendem Engagement die Jubiläumsfeier vorbereitet und organisiert hat und auch an Thomas Wallimann für seine würdevolle Umrahmung der Feier. Wohlbehalten und mit einem Rucksack voll schöner Erinnerungen und Gedanken sind wir ins Tal zurückgekehrt.